1. Asos | 2. Jan ‘n June | 3. Stella McCartney | 4. Acne Studios
Seit wenigen Wochen achte ich darauf, woher die Kleidung kommt, die ich kaufe, trage und euch vorstelle. Im Sommer war das super easy: Eine kurze Bio-Stoffhose von Braintree, ein T-Shirt von Funktionsschnitt und schon ist man “good to go”. Aber kaum ist der September da, fühlt es sich (für mich zumindest) an wie der tiefste Winter und warme Kleidung muss her!
Tja und in diesem Winter habe ich – abgesehen von den elektrischen Haaren und der trockenen Haut – ein neues “Problem”: Was soll ich anziehen? Schon klar: Ich habe noch einige Kleidungsstücke von früher, aber dennoch bräuchte ich neue Handschuhe, warme Stiefel und eventuell einen neuen Mantel. Doch wo bekomme ich diese Dinge her? Und gibt es überhaupt gute, fair produzierte Wintermäntel, die dann auch noch vegan sind?
Hier findest du übrigens eine Liste mit verschiedenen veganen und nicht veganen Stoffen und Materialien!
Ich habe mich in Hamburg auf die Suche nach einem schönen Wintermantel nach den oben genannten Kriterien gemacht und bin leider kläglich gescheitert. Ich habe mich im Hessnatur Shop beraten lassen, doch dort bestehen fast alle Kleidungsstücke der Herbst- und Winterkollektion aus Wolle oder Kaschmir. Zwar “fair”, aber dennoch vom Tier. Und da habe ich mir die Frage gestellt: Gibt es überhaupt einen Kompromiss? Kann man gleichzeitig eine treue Veganerin und Fair Fashion Bloggerin sein? Und wenn nicht: Ist es okay, als Veganerin einen Wollmantel zu kaufen, der fair produziert wurde? Was ist die nachhaltigste Lösung?
Mit dieser Fragestellung habe ich mich an ein paar meiner Blogger-Kolleginnen gewandt. Und sie haben mir folgendermaßen geantwortet:
Barbara vom Blog Gretchensfragen:
“Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich auf diese Frage selbst noch keine wirklich gute Antwort gefunden habe. In meinem Kasten hängen Wollschal, Wollmantel und eine kleine Sammlung an Wollpullis. Alles fair, aber eben aus der Zeit, bevor ich vegan wurde. Vor der Entscheidung, mir neue Wollsachen zu kaufen, bin ich seither noch nicht wirklich gestanden, aber meine Stücke, die ich schon besitze, würde ich nicht missen wollen. Hier wäre noch ein Zusatz, je nachdem, wie lang du es haben willst: Wenn man ganz streng ist, sollte die Antwort auf die Frage, ob Veganerinnen und Veganer Wolle kaufen können, eigentlich eine ganz einfache sein: Nein, denn Wolle ist ein Produkt tierischen Ursprungs. Auch wenn das Tier nicht dabei stirbt, geschoren zu werden, sind trotzdem Haltung und ‚Ausnutzen’ des Tieres nötig. Wie beispielsweise auch bei Milchprodukten, bei denen wir uns ja auch alle einig sind. Warum ich mir trotzdem so schwer mit der Antwort tue? Weil Wolle ein wirklich schönes, nützliches Produkt ist und es mir schwerfällt, darauf zu verzichten.”
Leonie vom Blog Glowing:
“Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, vegan zu leben – gesundheitliche, ökologische, ethische, … die Liste lässt sich lange fortsetzen. Grundsätzlich verstehe ich, wenn man nur in punkto Ernährung vegan lebt und weiterhin tierische Produkte wie Wolle und Leder trägt. Der Umstieg scheint für viele anfangs zu schwer sein, deshalb ist eine rein pflanzliche Ernährung bereits ein toller Schritt. Der komplette Verzicht auf Wolle und Co. ist aber nur die logische Konsequenz. Nutztierhaltung schadet der Umwelt mehr als viele denken. Auch das Wohl der Tiere sollte hier im Mittelpunkt stehen: Wollen wir wirklich etwas direkt auf der Haut tragen, das einem anderen Lebewesen Schaden zugefügt haben könnte? Meist wissen wir nicht ganz genau, unter welchen Bedingungen die Wolle für unseren Lieblingspulli entstanden ist. Wieso also nicht einfach auf einen tolles und nachhaltig produziertes Produkt aus Baumwolle zurückgreifen? Ich lebe seit Anfang 2016 vegan und habe seitdem keine Wolle mehr gekauft. Meine alten Pullover trage ich aber noch auf oder habe sie verkauft – es wäre die pure Verschwendung, sie nun zu missachten.”
Maddie vom Blog dariadaria:
“Also für mich persönlich steht biologische Abbaubarkeit an erster Stelle! Ich habe die ersten 9 Monate meines “vegan-seins” gar nichts aus Wolle gekauft und dann festgestellt, dass Synthetik made in China einfach nicht das Wahre ist. Ich möchte sicher gehen, dass von meiner Kleidung kein Mikroplastik in den Wasserkreislauf und letztendlich zu den Meerestieren gelangt. Ich würde daher Wolle immer bevorzugen, aber es kommt natürlich darauf an, woher es kommt. Kaschmir kaufe ich zum Beispiel selten, weil es in der Kultivierung dieses Stoffes viele Probleme gibt. Allerdings kaufe ich generell nur ganz wenig, nur wenn ich wirklich etwas brauche. Und Second Hand ist da eigentlich immer noch die beste Lösung!”
Verdi vom Blog Jäckle und Hösle:
“Ich ernähre mich seit Anfang 2016 vegan und versuche auch in allen anderen Lebensbereichen möglichst tierfreundlich zu sein, das schließt natürlich auch Kleidung ein. Grundsätzlich finde ich, dass jeder es so machen sollte, wie er kann und möchte, denn 40% sind immer besser als 0% und unsere Welt ist nunmal nicht schwarz oder weiß, es gibt auch tausende Grauabstufungen. Ich mache es für mich so: Wenn ich etwas Neues kaufe, achte ich darauf, dass es fair produziert und vegan ist. Die nicht-veganen Kleidungsstücke, die ich noch besitze, trage ich weiterhin, weil ich es unsinnig finde sie zu ersetzen, da das nur wieder neuen Müll produzieren würde. Und es gibt eine Ausnahme für mich: Wenn ich ein Vintagekleidungsstück kaufe, ist es für mich okay, wenn es nicht vegan ist. Ich habe für mich entschieden, dass Vintage die nachhaltigste Form ist, Kleidung zu kaufen und würde daher z.B. einen Vintage-Wollmantel kaufen. Das kann man kontrovers diskutieren, ich finde aber: Neue Kleidung produziert immer wieder neuen Müll, was letztlich der Umwelt, uns und natürlich auch Tieren schadet. Vintagekleidung besteht häufig schon seit 20 Jahren und bekommt durch mich dann noch einen weiteren Lebenszyklus – das ist für mich Slow Fashion wie sie im Buche steht. Vegane Vintagekleidung wäre natürlich das Non-Plus-Ultra, die existiert nur leider fast überhaupt nicht.”
Mia vom Blog Heylilahey:
“Wenn man sich sehr streng an Regeln hält, trägt man als Veganer kein Leder, keine Wolle, keine Seide, etc. Punkt. Doch ganz so einfach würde ich diese Diskussion nicht beenden. Denn oftmals besteht die Alternative im Winter darin, Kleidung aus synthetischen, nicht-nachhaltigen Materialien zu kaufen. Gleichzeitig heißt vegan nicht automatisch ethisch korrekt, also Fair Trade und umweltschonend. All diese Werte zu vereinen, vegan, fair und nachhaltig, ist zwar nicht einfach, aber möglich! Brands wie Jan’n June setzen für ihre Winterkollektion z.B. auf Pullis und Mäntel aus Bio-Baumwolle und recyceltem Polyester-Garn (übrigens aus alten Fischernetzen oder anderem Plastikmüll aus dem Meer). Weitere tolle und nachhaltige Materialien sind unter anderem Lyocell (auch als Tencel bekannt), Modal, Hanf und Leinen. Für mich persönlich ist jedoch die nachhaltigste Art und Weise zu shoppen, Kleidung aus zweiter Hand zu kaufen. Für manche mag der Übergang zum komplett veganen Lebensstil dann auch einfacher fallen, wenn z.B. zunächst auf hoch-qualitative Secondhand-Wollmäntel und -Pullover zurückgegriffen wird. Dies ist zwar dann nicht vegan, jedoch meiner Meinung nach ein wichtiger erster Schritt zum bewussten und nachhaltigen Konsum.”
Justine vom Blog justinekeptcalmandwentvegan:
“Ja, es ist auf jeden Fall möglich, sich auch während der kalten Jahreszeit fair und vegan zu kleiden! Es ist sogar einfacher, als man denken würde, vor allem, wenn man die richtigen Labels kennt. Doch spulen wir mal ein Jahr zurück, denn da stand mein erster Veganer Fair Fashion Winter vor der Türe und ich war mehr oder weniger verzweifelt haha. Doch nach einigen Stunden Online-Recherche hatte ich tolle Brands auf dem Schirm, die mich durch den Winter bringen: Bei Quagga und Hoodlamb gibt’s wunderbare, dicke Winterjacken und Hoodlamb hat diesen Herbst/Winter sogar erstmals Handschuhe, dicke Strickschals und Beanies im Sortiment. Natürlich alles vegan, fair und nachhaltig produziert, denn Hoodlamb arbeitet viel mit Hanf, was ein sehr umweltschonender und zugleich robuster Stoff ist. Klar wäre es manchmal einfacher, ein Auge zuzudrücken, wenn ein Pulli aus Baumwolle und 3% Alpakawolle besteht, aber ich denke mir, wenn schon vegan, dann richtig! Ich habe dieses Jahr einen wunderbaren Pulli bei Wunderwerk gefunden, außerdem noch einen großartigen Strickcardigan bei Armedangels, beide zu 100% aus Baumwolle. Sogar ein Wollmantel ganz ohne Wolle ist bei mir eingezogen. Er fühlt sich zwar so wollig an, wie es nur geht, besteht aber zum Großteil aus recyceltem Material und ist zu 100% frei von Tierleid.”
Amina vom Blog Stellamina:
“Ich persönlich habe mich entschlossen, keine tierischen Produkte mehr zu kaufen – Ausnahme – sehr vereinzelt in einem Second Hand Laden. Gerade im Winter laden natürlich die Wolldecken, Wollpulver & Co zum Kuscheln ein, es gibt aber viele schöne Alternativen mit denen ich mich wohler auf der Haut fühle. Auch Fake Fell würde ich nicht mehr kaufen, da es aus Kunstfasern besteht, Sachen die ich von früher habe trage ich aber weiterhin auf, merke aber mich zunehmend unwohler damit zu fühlen. In Kurz: Wer sich für einen veganen Lebensstil entscheidet, entscheidet sich damit auch gegen jegliche tierische Produkte in der Kleidung – Wolle, Kaschmir, Seide und Leder mit eingeschlossen. Jeder soll aber für sich wissen, womit er sich wohl fühlt.”
Hier eine Auswahl an Fair Fashion Kleidungsstücken für den Winter (nicht vegan!)
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